Der "Much" Roller besucht die Sternfahrt

Much Rennroller RL125

Herr Gerhard Much, ehemaliger Inhaber eines Modellbahn Geschäfts in Wien, hat in den 1960er Jahren einen 125 RL für die Rollerklasse bei Wertungsfahrten hergerichtet. Nach anfänglichen Misserfolgen, entstand im Laufe der Zeit ein "bissiger Rennroller".
Dieser Roller, heute im Besitz von RBO, wird bei der Sternfahrt "70 Jahre Puch Roller" beim Puch Museum zu besichtigen sein und wird an der Rundfahrt teilnehmen. Much Roller in Aktion

Der "Much" Roller stellt sich vor:

 Das Leben beginnt mit siebzig.

Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle? Mein Name ist Puch RL 125. Vor fast siebzig Jahren (67 Jahren), genau genommen 1955 erblickte ich in Graz das Licht der Welt. An meine beiden Vorbesitzer erinnere ich mich nur mehr dunkel. Diese Zeit verlief ereignislos. Aber gegen Mitte der 60er Jahre änderte sich mein Dasein schlagartig. Mein neuer Herr hatte einiges mit mir vor. Ich stellte bald fest, dass ich ein Wettbewerbsfahrzeug werden sollte. 

Das Kraftwerk im Detail

Zuerst wurde ich fast bis zur letzten Schraube zerlegt, anschließend bekam ich eine Frisur, die sich leider als nicht ganz geglückt herausstellte und daher nicht die erhofften Erfolge brachte. Die ersten Wertungsfahrten endeten meist mit schwachen Ergebnissen oder Ausfall. Meist wegen Motorschäden. Aber mein Besitzer  lernte aus seinen Fehlern und nach einiger Zeit stellten sich die ersten Erfolge ein. Um die höhere Leistung auch auf die Straße bringen zu können, erhielt mein Fahrwerk einen gründlichen Umbau. Die hintere Schwinge bekam Federbeine und die größere Bremstrommel vom SR. Alle nicht unbedingt notwenigen Teile, wie Kettenkasten, Kotflügel, Karosserieteile, Mittelständer, Sättel usw. entfielen oder wurden zwecks Gewichtersparnis aus Polyester neu angefertigt. Plötzlich wog ich um ca. 1/4 weniger, hatte aber fast die doppelte Leistung. Dies erforderte natürlich unter anderem eine geänderte Kurbelwelle, verstärkte Kupplung, größeren Vergaser, völlig neue Auspuffanlage, geänderte Steuerzeiten, höhere Verdichtung usw. Ich erkannte mich nicht wieder. Es war eine Freude loszulegen, wenn sich der Gasgriff drehte.

Leider wurden bald darauf die Roller bei Wertungsfahrten nicht mehr getrennt gewertet, sondern mit den Motorrädern unter 125ccm zusammengelegt. Im Gelände war ich mit meinen 12'' Rädern hoffnungslos unterlegen. So endete leider im Herbst 68 meine aktive Laufbahn.

Nach meiner Abmeldung verschlief ich die Jahre bis 1992 in der Garage. Ein Besuch meines, inzwischen älter und bequemer gewordenen, Besitzers im Motorradmuseum Eggenburg hatte ungeahnte Folgen für mich. Auf Anregung von Ing. Ehn holte mich mein Herr vom Denkmalsockel, überholte mich gründlich und machte mich wieder scharf. Und so darf ich heute wieder bei Oldtimer-Veranstaltungen mit dabei sein. Da ich noch immer etwas vorlaut bin, hört man mich schon von weitem. 



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